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Punk Rock – Drama über Amokläufer am Schauspielhaus Hamburg

Ein heißes Thema oder nur wohlkalkulierte Provokation? In seinem Stück „Punk Rock“ schildert der britische Autor Simon Stephens die Vorgeschichte eines Amoklaufs von Schülern der englischen Upper Middleclass. Zu sehen gibt es den Balanceakt derzeit am Schauspielhaus Hamburg.

Das Theater muss sich heute schon sehr weit aus dem Fenster hängen, um überhaupt noch provozieren und Reaktionen hervorrufen zu können. Ein Publikum, das bereits alles gesehen hat, verlässt eher gelangweilt den Saal als sich ernsthaft aufzuregen. Im Fall von Tilman Knabes Inszenierung der Saint-Saens-Oper „Samson et Dalila“ im vergangenen Jahr in Köln schlugen die Wogen eher nur im Vorhinein hoch. Nach der Premiere war alle Aufregung hingegen schnell verpufft.

Wie viel Sprengkraft in einer aktuellen Aufführung am Schauspielhaus Hamburg steckt, muss jeder für sich selber entscheiden. Unter dem Titel „Punk Rock“ wird minutiös vorgeführt, wie es zu einem völlig unerwarteten Blutbad an einer englischen Schule kommt. Erinnerungen an reale Fälle von Columbine bis Winnenden werden wach, und doch geht es Autor und Ensemble kaum um eine grelle Ausschlachtung des Themas. Der Großteil des Stücks beschäftigt sich vielmehr mit den Entwicklungen, die dem Amoklauf vorangehen.

Das Erschreckende dabei ist die Grundkonstellation. Denn die Hauptfiguren stammen aus gesicherten gesellschaftlichen Verhältnissen, in denen ihnen die Zukunft weit offen steht. Die Frage ist also, wie kommt es unter Bedingungen, die auf den ersten Blick für alles andere sprechen, zu derartig radikalen Gewaltausbrüchen?

Langsam und präzise wird das Seelenleben der Protagonisten seziert. Wie in dem ähnlich gelagerten Film „Elephant“ geht es weniger um plakative Schockeffekte als um die Figuren selbst als Auswüchse ihrer Generation und der Gesellschaft, zu deren Produkten sie gehören.

Die Premiere erntete viel Beifall und lieferte keine ernsthaften Kontroversen. Autor Simon Stephens ist in Deutschland aktuell der am meisten gespielte Dramatiker der Gegenwart. Am Schauspiel Hamburg gab es bisher seine Stücke „Pornographie“ und „Harper Regan“ zu sehen.

Aufführungstermine:

26.03.2010, 20:00 Uhr
13.04.2010, 20:00 Uhr
27.04.2010, 20:00 Uhr
11.05.2010, 20:00 Uhr

Tickets kosten zwischen 8 und 40 Euro.

Deutsches Schauspielhaus in Hamburg
Kirchenallee 39 – 20099 HamburgSimilar Posts:

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