Film ohne Kamera: Ausstellung in Frankfurt

Mit dem Siegeszug des digitalen Films geht nicht nur die Ära des Zelluloids zuende, sondern auch eine ganze Kunstgattung: Der sogenannte „direct film“ entsteht nämlich in erster Linie durch physische Manipulation des Rohmaterials. Die Schirn Kunsthalle Frankfurt widmet der ungewöhnlichen Ausdrucksform vom 2. Juni bis 29. August eine eigene Ausstellung.

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Auch wenn er nicht wirklich zu den führenden Vertretern des kameralosen Films zählt, ist der surrealistische Fotograf Man Ray doch wahrscheinlich der populärste Name, der in diesem Umfeld experimentiert hat. 1923 erzeugte er einige Sequenzen seines 3-minütigen „Retour à la Raison“ durch Belichtung von Gegenständen auf Fotoplatten – eine Technik, die unter dem Namen „Rayogramm“ bekannt wurde. in der Frankfurter Ausstellung „Zelluloid. Film ohne Kamera“ ist Man Ray allerdings nicht vertreten.

Auch wenn bereits früher mit Farbe auf dem bloßen Filmmaterial experimentiert wurde, sind es vor allem die in den 1930er Jahren entstandenen Arbeiten des Neuseeländers Len Lye und des Schotten Norman McLaren, die den „direct film“ entscheidend auf den Weg brachten. Lye etwa erzeugte in „A Colour Box“ abstrakte Formen auf dem Filmstreifen ausschließlich durch Malerei und Schablonenkoloration.

Seit diesem gemeinhin als Gründungswerk des kameralosen Films geltenden Beitrag sind zahlreiche Künstler auf den Zug aufgesprungen. Vor allem in der amerikanischen Avantgarde nach dem Krieg wurden weitere Techniken entwickelt und die Gattung vorangetrieben. Der Okkultist, Künstler und Kandinsky-Bewunderer Harry Smith etwa entwirft in einer Reihe von direct films mithilfe spezifischer Stempelverfahren ein Konglomerat aus Musik und mystischer Malerei.

Die Frankfurter Ausstellung zeigt Werke von insgesamt 21 Künstlern und erlaubt dabei einen Blick auf die Entwicklung dieser speziellen Kunstgattung von den 1930er Jahre bis heute. Begleitend erscheint ein 192-seitiger, zweisprachiger Katalog mit 300 Abbildungen im Kerber Verlag (ISBN 978-3-86678-395-9).

SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT
Römerberg – 60311 Frankfurt

Öffnungszeiten:
Di, Fr–So 10–19 Uhr, Mi und Do 10–22 Uhr

Eintritt: regulär 7, ermäßigt 5 EuroSimilar Posts: