T.C. Boyle: Wenn das Schlachten vorbei ist

Wer beim Lesen ein Happy End braucht, sollte tunlichst die Finger von T.C. Boyle lassen, denn am Ende erweist sich dort aller gute Wille meistens als Schritt in den Abgrund. Nicht anders auch bei seinem neuesten, gerade in Deutschlang veröffentlichten Roman, der dabei zusieht, wie sich zwei Gruppen von Umweltschützern mit allen Mitteln gegenseitig das Leben schwer machen.

Auf der Insel Anacapa vor der Küste Kaliforniens haben sich Ratten breitgemacht. Und weil diese am liebsten Vogeleier verzehren, droht den Nagern der Gifttod in Form einer behördlichen Anordnung. Um die Vögel zu schützen, müssen die Ratten eben dran glauben. Doch das gefällt längst nicht allen, denn wer kann schon entscheiden, welche Tierart zugunsten einer anderen ausgerottet gehört?

Wie immer lässt Boyle kein Detail aus, lotet alle Ecken in den Köpfen seiner Figuren aus und lässt sie doch am Schluss ganz schön alt aussehen. Geschäftsmann David Francis LaJoy fühlt sich nach einer Sinnkrise dazu berufen, den Ratten das Leben zu retten, und so treibt es ihn widerrechtlicher Weise auf die betroffene Insel, wo er die Nager gegen das Gift immunisiere will. Stattdessen landet er jedoch des Verstoßes wegen vor Gericht. Den Ratten hilft das auch nicht.

Das mag alles absurd klingen, und das soll es auch. T.C. Boyle ist für seinen satirischen Humor bekannt, aber auch für den gnadenlosen Umgang mit den Idealen seiner Figuren. Schon in seinem bislang einzigen Science-Fiction-Roman „Ein Freund der Erde“ beschäftigte er sich mit Umweltaktivisten, die an ihren eigenen Zielen scheitern. Die Folgen dort waren von apokalyptischen Ausmaßen.

Im Mai kommt der Autor für vier Lesungen nach Deutschland und stellt „Wenn das Schlachten vorbei ist“ in Hamburg, Berlin, München und Freiburg persönlich vor.

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T.C. Boyle: Wenn das Schlachten vorbei ist
Roman, Hanser Verlag, 464 Seiten
ISBN 978-3-446-23734-6Similar Posts:

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