Die Suche – Comic über den Holocaust

Wenn es hierzulande um die Aufarbeitung der dunkelsten Kapitel der eigenen Geschichte geht, ist man in der Wahl der Mittel eher konservativ. Ein Comic über die Shoa kann da schon so manchen schlucken lassen. Doch der Auftraggeber ist immerhin das Anne Frank Haus in Amsterdam, und so konnte „Die Suche“ mittlerweile sogar Einzug in den Schulunterricht halten.

So mancher würde den Nationalsozialismus mit all seinen Gräueln am liebsten ausschließlich in nüchternen historischen Dokumentationen aufgearbeitet sehen. Dass man damit einer jüngeren Generation den Zugang zur schwierigen Thematik nicht gerade erleichtert, scheint wenig zu zählen. Doch wenn die Mittel nicht zeitgemäß und attraktiv genug sind, holen sie ihr Zielpublikum auch nicht dort ab, wo sie gerade stehen. Ein Comic über den Holocaust will hier Abhilfe schaffen.

Als Hollywood-Regisseur Steven Spielberg eine Drehgenehmigung in der historischen Gedenkstätte Dachau erfragte, um dort Szenen von „Schindlers Liste“ zu drehen, wendeten sich die offiziellen Stellen geradezu empört ab. Später musste man zwangsläufig Kreide fressen und warf dem Filmemacher die Ehrungen und Preise praktisch hinterher. Wer den Holocaust außerhalb der üblichen kanonisierten Formen behandeln will, stößt hierzulande nun einmal auf Widerstand.

Gut also, dass hinter dem Comic „Die Suche“ das renommierte Anne Frank Haus stand. In Holland war zuvor bereits „Die Entdeckung“ erschienen, ein Comic, der dort bereits seit 2005 auf dem Lehrplan der Schulen steht. Mit dem Nachfolger wurde nun auch der deutsche Markt ausgetestet, und ein Versuchsprojekt im Schuljahr 2008/2009 verlief durchweg positiv.

Gezeichnet im sogenannten „Ligne Claire“-Stil, einer weichen, realitätsnahen Form, wie sie in den Benelux-Ländern gängig ist und von Hergé für seine „Tim und Struppi“-Comics verwendet wurde, verbindet „Die Suche“ Einzelschicksale und Darstellungen des politischen Systems in einer gemeinsamen Erzählung.

Historiker und Holocaust-Experten waren eng in den Schaffensprozess eingebunden und hatten die Akkuratheit der inhaltlichen und bildlichen Darstellung genauestens überwacht. Vier Jahre hat man investiert und auch seit der Erstveröffentlichung 2007 wieder Einzelheiten überarbeitet. Das Ergebnis ist für Comic-Leser vielleicht nicht allzu interessant, aber als Unterrichtsmedium eine echte Bereicherung.

„Die Suche“ ist im Online-Shop des Anne Frank Hauses, aber auch im regulären Buchhandel erhältlich. Zusätzlich lässt sich umfangreiches Begleitmaterial erwerben.

„Die Suche“, dt. Ausgabe
Ruud van der Rol, Lies Schippers (Autoren), Eric Heuvel (Illustrator)
ISBN-13: 978-3507111004
6,95 EuroSimilar Posts:

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