Halloween vs. Karneval: Wer hat die (rote) Nase vorn?

Berlin – Halloween entwickelt sich in Deutschland zu einer Art zweiter Karneval. Oder hat der Brauch im Herbst den närrischen Tagen im Frühjahr möglicherweise schon längst den Rang abgelaufen?

RUNDE 1 – TRADITION: Sowohl Karneval (als letzte Sündhaftigkeit, ehe die vorösterliche Fastenzeit beginnt) als auch
Halloween (Kurzform von «All Hallows‘ Eve», der Abend vor
Allerheiligen) stehen in Verbindung mit christlichen Feiertagen. Doch gab es auch schon heidnische Feste, die beiden ähnelten. Im Frühjahr vertrieben die Germanen böse Geister und den Winter, im Herbst zogen nach dem Glauben der britischen Kelten Verstorbene zwischen Totenreich und irdischer Welt mit Dämonen umher. Was war früher? Kann nicht ohne Zweifel geklärt werden, daher in der ersten Runde ein neutrales 1:1.

RUNDE 2 – KOSTÜME: Hexengewänder, Piratenhüte und andere Maskierungen gehen vor allem zu Fasching über den Ladentisch. Der Verband der Spielwarenindustrie errechnete für die Saison 2015/16 einen Umsatz von knapp 289 Millionen Euro – lediglich 10 Prozent davon entfielen auf Halloween. Und auch am
Verhüllungswillen der Deutschen hapert es im Herbst, denn die Meinungsforscher von YouGov haben in einer vergleichenden Umfrage 2015 herausgefunden: Nur 6 Prozent verkleiden sich an Halloween, an Fasching 14 Prozent. Helau, Alaaf – und die Führung für Karneval, 2:1.

RUNDE 3 – POLITIK: Das Lieblingsziel der Karnevalisten und ihrer Mottowagen war zuletzt US-Präsident Donald Trump – mal griff er der Freiheitsstatue unter den Rock, mal trampelte er als Elefant im Porzellanladen. Politisch war Fasching schon eh und je – so wurden mit den Garden und Karnevalsprinzen einst Soldaten und der Adel auf die Schippe genommen. An Halloween sind politische Statements weniger bekannt. Karneval baut seinen Vorsprung aus, 3:1.

RUNDE 4 – ZUCKRIGES: «Süßes oder Saures» an Halloween und Kamelle in der Faschingszeit – zuckrig wird’s zu beiden Gelegenheiten. Für 2015 errechneten die Marktforscher von Nielsen rund um den 31. Oktober einen Umsatz mit Süßigkeiten von gut 12 Millionen Euro. Obendrein gibt es für die Kinder an der Haustür aber sicher auch noch Naschereien, die schon einige Zeit in der Schublade gelegen haben. Zu Karneval wird’s auch mächtig süß, am veränderten Umsatz ist das aber nicht so eindeutig ablesbar. Wie dem auch sei, Zucker hier, Zucker da, da gibt es keinen Gewinner, 4:2.

RUNDE 5 – GESUNDHEIT: Ob sich am Revival der
Kürbisse auch etwas für Halloween ablesen lässt? 2016 wurde mit fast 87 000 Tonnen mehr als doppelt so viel des herbstlichen Dekogemüses geerntet wie zehn Jahre zuvor. Sein Fleisch enthält wenig Kalorien, dafür wichtige Nähr- und Ballaststoffe. An Karneval heißt es eher: Kamelle statt Knolle. Die Liebe zu Obst und Gemüse beschränkt sich meist auf Kostüme nach dem Motto «freches Früchtchen». Punkt für Halloween, 4:3.

RUNDE 6 – PROMIFAKTOR: Jahr für Jahr schießen die Spekulationen ins Kraut, welches Outfit sich
Heidi Klum für ihre Halloween-Party an den Leib pappen lässt. Abgehakt hat das Topmodel schon Comic-Figur Jessica Rabbit, eine Runzel-Oma und Kleopatra. Durch die Trickfilm- und Wrestling-Klamottenkiste wühlen sich gern auch mal die Ex-Tennisstars
Steffi Graf und André Agassi. Zum Vergleich: Bei der Fastnacht in Mainz trat zuletzt Designer Harald Glööckler auf. Keine Frage: ein pompööser Punkt und der Ausgleich für Halloween, 4:4.

LETZTE RUNDE – FREI HABEN: Auch wenn man an den närrischen Tagen selten ans Arbeiten denkt, gibt es an Fasching keinen gesetzlichen Feiertag. In den Karnevalshochburgen machen viele Firmen aber aus Kulanz zumindest am Rosenmontag ihre Schotten dicht. An Halloween hingegen dürfen diesmal die meisten ihre Beine baumeln lassen: Der 31. Oktober ist wegen des Luther-Jubiläums
deutschlandweit ein Feiertag. Mit diesem Relax-Punkt entscheidet Halloween den Schlagabtausch knapp mit 5:4 für sich. Zumindest in diesem Jahr.

Fotocredits: Cris Faga
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