Erholen und Entspannen im Kur- und Heilwald

Schwerin – Das bundesweit erstmals in Mecklenburg-Vorpommern erprobte Konzept des Kur- und Heilwaldes stößt auch in anderen Bundesländern auf Interesse. «Die Zahl der Anfragen hat spürbar zugenommen», erklärte der Chef der Landesforstverwaltung, Manfred Baum, zum Auftakt der
Deutschen Waldtage in Berlin.

Baum war zu einer Fachtagung im Rahmen der Waldtage (13. bis 16. September) eingeladen worden, um über erste Erfahrungen mit den speziell für die therapeutische Nutzung gestalteten Naturräume zu informieren. Bei den ersten Deutschen Waldtagen stehen unter dem Motto «Wald bewegt» Sport, Erholung und Gesundheit im Mittelpunkt.

«Der Wald ist ein Naturraum mit vielfältigen Funktionen. Nutzung und Schutz gut zu vereinbaren, ist unsere Aufgabe, Nachhaltigkeit dabei oberstes Gebot», betonte Baum. So sei der Wald Lebensraum für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt, liefere Holz, biete den Menschen Raum zur Erholung und werde nun auch gezielt für medizinische Zwecke genutzt.

Der erste Heilwald im Land war im Vorjahr auf der Urlauberinsel Usedom nahe Heringsdorf gestaltet worden, wo auch zahlreiche Kurgäste logieren. In dem etwa 50 Hektar großen, vorwiegend mit Buchen bestandenen Forstgebiet entstanden Bewegungsstationen und Ruheplätze. Genutzt werden sie für Menschen mit Atemwegs- sowie Herz- und Kreislaufbeschwerden sowie psychosomatische Erkrankungen wie Burnout oder Depressionen. Die Einrichtung des Kur- und Heilwaldes sei auf Anregung von Medizinern erfolgt, berichtete Baum, Ideengeber sei der Internist Horst Klinkmann gewesen, heute Ehrenpräsident des Kuratoriums Gesundheitswirtschaft.

«Die Gesundheitswirtschaft ist für unser Land eine überaus wichtige Branche. Da ist es naheliegend, die heilende Wirkung des Waldes zu nutzen. In Japan oder Südkorea hat man das schon lange erkannt und es gibt auch klinische Studien, die Gesundungseffekte sogar bei Krebserkrankungen belegen», sagte Baum. Zunehmend werde der Wald auch bei der Behandlung psychischer Erkrankungen genutzt.

«Wir alle kennen die entspannende Wirkung ätherischer Pflanzenöle und nutzen das, wenn wir ein Fichtenadelbad nehmen. Ähnliche Effekte kann man auch bei einem Waldspaziergang erleben. Der Begriff «Waldbaden» ist daher nicht so weit hergeholt», erklärte Baum. Nach seinen Angaben bereiten derzeit 16 weitere Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern die Gestaltung von Heilwäldern vor, darunter Erholungsorte wie Waren, Bad Doberan, Graal-Müritz oder Plau am See.

Für solche Heilwälder gebe es in Mecklenburg-Vorpommern klare Kriterien. So müssten Ruhezonen bestimmt werden und Wege zumindest teilweise auch für behinderte Menschen nutzbar sein. «Wir werden den Wald als solchen nicht völlig barrierefrei machen, aber es muss Zonen ohne Barrieren geben», sagte Baum.

In der Ruhe des 187 Hektar großen und vorwiegend aus Buchen bestehenden Waldes in Heringsdorf können die Patienten unter Anleitung Atem- und Bewegungsübungen machen, den Bewegungsapparat stärken und psychosomatische Beschwerden wie Burnout oder Schlaflosigkeit lindern. Patienten und Spaziergänger könnten durch die Gerüche und Geräusche des Waldes und das Erleben der Pflanzen Stress abbauen, sagte die Organisatorin des Kongresses und stellvertretende Kurdirektorin, Karin Lehmann.

Fotocredits: Stefan Sauer
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