Bitterstoffe: Allrounder für das Wohlbefinden, mit gewaltigem Potenzial

Bitterstoffe sind gesund, weiß inzwischen jeder gesundheitlich gebildete Mensch. Doch nur wenigen Menschen ist wirklich bewusst, dass die Bitterstoffe in unserer ursprünglichen Ernährung einen wichtigen Teil der Krankheitsprävention stellten. Hier ein Überblick über den aktuellen Wissensstand, der sehr überzeugend zur häufigen Aufnahme von Bitterstoffen anregt:

Was sind Bitterstoffe, wo kommen sie vor?

Bitterstoffe sind die mehr oder weniger bitteren Stoffe in vielen Pflanzen, die zur ursprünglichen natürlichen Nahrung des Menschen gehören und wissenschaftlich bisher kaum erforscht sind. So fasst die Wissenschaft aktuell alle Stoffe unter dem Begriff „Bitterstoffe“ zusammen, die die sogenannten T2R-Rezeptoren auf der Zunge aktivieren und dadurch eine bittere Geschmacksempfindung auslösen. Eine sehr grobe Zusammenfassung, die gesamte Forschung zu den Unterschieden der Bitterstoffe hat gerade erst begonnen.

Der Bittergeschmack wird maßgeblich durch Aktivierung der T2R-Rezeptoren Nr. 16 und Nr. 38 verursacht. Die Wissenschaft konnte aber bereits 27 weitere Bitter-Rezeptoren identifizieren, die in Mund und Nase, Magen und Darm, Herz, Lunge und Gehirn gefunden wurden. Die genauere Erforschung all dieser Bitter-Rezeptoren und der Bitterstoffe, durch die sie aktiviert werden, dürfte ein gewaltiges gesundheitliches Potenzial bieten.

Die evidenzbasierte (Ernährungs-) Medizin, die sich unabhängig von dieser Grundlagenforschung um die heilsame Anwendung von Bitterstoffen kümmert, konnte bereits etliche für den menschlichen Stoffwechsel günstige Wirkungen von Bitterstoffen nachweisen:

Die Wirkungen von Bitterstoffen

Als sicher belegt gelten heute folgende Wirkungen der Bitterstoffe:

  1. Die Rezeptoren, die durch Kontakt mit Bitterstoffe aktiviert werden, sind in mehrfacher Hinsicht in die antimikrobielle Immunantwort des Atmungstraktes involviert: Sie erweitern die Bronchien und steigern die Schlagfrequenz der Flimmerhärchen, die Erreger und Schadstoffe abwehren. Sie regulieren die Produktion entzündungsfördernder Proteine und sind an der Abtötung von Bakterien in der Nasenhöhle beteiligt. Sie sind beteiligt an den körperlichen Vorgängen, die die menschliche Lungenfunktion verbessern, sie wirken gegen Entzündungen der Lunge.
  2. Bitterstoffe regen den Appetit an und vermindern Mundtrockenheit durch erhöhte Speichelproduktion.
  3. Bitterstoffe steigern die Magensaftsekretion und den Ausstoß des Hormons Gastrin, was die Verdauung fordert und Beschwerden im Magen-Darm-Bereich vorbeugt.
  4. Wenn Bitterstoffe in Kontakt mit der Haut kommen, regen sie den Aufbau der Hautbarriere an.

Aus älteren naturheilkundlichen Anwendungen existieren Hinweise auf viele weitere Wirkungen der Bitterstoffe: Sie sollen gegen krankhafte Stress-, Müdigkeits-, Erschöpfungssyndrome wirken, allgemein kräftigen und die Stimmung bis in Bereiche antidepressiver Wirkungen aufhellen. Wenn sich die Vermutung bestätigt, dass diese positiven Effekte von Bitterstoffrezeptoren im Darmbereich ins Nervensystem vermittelt werden, bekommt die Darmpflege durch Bitterstoffe noch mehr Sinn.

Seit bekannt ist, dass sich Bitterstoffrezeptoren nicht nur im Mund, sondern auch im gesamten Verdauungstrakt, Herz, Hirn, Lunge und Haut befinden, wird in dieser Richtung eifrig medizinisch geforscht. Die Ergebnisse dieser Forschungen brauchen (noch) Gesunde nicht abwarten, weil Bitterstoffe natürlich auch allen genannten Beschwerden vorbeugen:

Köstliche Bitterstoffe bereichern Speiseplan und Gesundheit

Sowohl die erkannten als auch die vermuteten Wirkungen der Bitterstoffe bieten gute Gründe, die eigene Ernährung vermehrt mit Bitterstoffe anzureichern.

Für diesen Aspekt der Gesundheitspflege werden heute zahlreiche (medizinische) Bitter-Zubereitungen angeboten, weil die Bitterstoffe aus unseren Nahrungs-Kulturpflanzen weitmöglichst herausgezüchtet wurden. Das betrifft aber nur den Massenanbau, in dem auch mit Pestiziden gearbeitet wird (u. a. deswegen, Bitterstoffe halten Schädlinge ab). Abseits dieser speziellen Zubereitungen gibt es aber noch viel ursprünglichen Bittergeschmack zu entdecken, der sich „wie früher“ in den normalen Speiseplan einbinden lässt.

In vielen kleinen Bio-Betrieben werden noch vollwertige alte Gemüse-Sorten mit natürlichen Bitterstoffe gezogenen: Chicorée und Endivien, Puntarelle-Salat und Radicchio, Artischocken, Löwenzahn und Rucola mit höherem Senföl-Anteil. Würzende Zutaten wie Kapern und Galgant, Ingwer und Meerrettich enthalten ebenso Bitter-Nuancen wie zahlreiche Gewürzkräuter und aromatische Bitterstoffe mit ätherischen Ölen (Hopfen, Bitterorange, Engelwurz). Kräuter wie Enzian und Tausendgüldenkraut, bei denen die Bitterwirkung im Vordergrund steht, sind nach wie vor in Bitterlikören zu finden.

Machen Sie sich auf in die echte kulinarische Welt, deren Star-Köche schon lange mit vielen verschiedenen Bitterstoffen arbeiten – weil bitter geschmacklich genauso variabel ist wie unsere anderen grundlegenden Geschmacksempfindungen süß, salzig, sauer, fleischig (umami) und fettig. Die Bitterstoffe können Ihren täglichen Speiseplan sehr viel interessanter machen, und dazu auch sehr viel gesünder.

Bild: pixabay.com, FinjaM, 5952560Similar Posts: