Ist Pokern Glücks- oder Geschicklichkeitsspiel?

Das Kennzeichen eines Glücksspiels besteht darin, dass der Zufall wesentlich über Gewinn und Verlust entscheidet, während bei einem Geschicklichkeitsspiel die Fähigkeiten des Spielers entscheidend sind. Die Glücksspieleinstufung des Roulettes ist ebenso eindeutig wie die Zuordnung einer Schachpartie zu den Geschicklichkeitsspielen. Wie sind aber Spiele zu bewerten, bei welchen Glück und Spielfähigkeit zu unterschiedlichen Anteilen zum Erfolg beitragen? Zu diesen gemischten Spielen gehört Poker.

Das Urteil des Leipziger Gerichtes

Das in Leipzig ansässige Bundesverwaltungsgericht musste entscheiden, ob die Stadt Wittenberg berechtigt war, ein Pokerturnier zu untersagen. Der verhinderte Veranstalter berief sich darauf, dass es sich beim Pokern um ein Geschicklichkeitsspiel handele, da das Spielvermögen eines Teilnehmers für den Turnierausgang wichtiger als dessen vom Zufall abhängige Blatt sei. Die Richter folgten dieser Argumentation zwar nicht, dennoch sahen sie das verhängte Veranstaltungsverbot als nicht rechtmäßig an. Sie begründeten ihre Entscheidung damit, dass Glücksspiele statthaft sind, sofern der Spielteilnehmer keinen Einsatz zu zahlen hat. Das geplante Teilnahmeentgelt von fünfzehn Euro sahen sie als Beitrag zur Kostendeckung und nicht als in direkter Verbindung mit den Gewinnmöglichkeiten stehend an, so dass es sich bei dem geplanten Pokerturnier nicht um verbotenes Glücksspiel handelte.

Beim Pokern kommt es auf Glück und auf Spielvermögen an

Welche Karten ein Pokerspieler erhält, beruht ausschließlich auf dem Zufall und lässt sich nicht beeinflussen. Spielgeschick ist beim Pokern gefragt, wenn der Turnierteilnehmer sein Blatt bewertet und seine Einsätze festlegt. Bei den heute bevorzugt auf Turnieren gespielten Pokervarianten setzt sich die Hand des einzelnen Spielers aus seinen privaten und nur für ihn sichtbaren sowie aus von allen Mitspielenden nutzbaren offen ausliegenden Gemeinschaftskarten zusammen. Erfahrene Pokerspieler erfassen blitzschnell die Möglichkeiten, welche die jeweils sichtbaren Karten ihnen und vor allem den Gegnern bieten. Ein besonders hohes Spieltalent erfordert das Bluffen, indem der Mitspieler ein hervorragendes Blatt suggeriert, obgleich er eine schwache Hand hält, so dass seine Gegner freiwillig die Einsätze nicht erhöhen und aus dem Spiel ausscheiden.

Die Glücksspieleinstufung hat auch Vorteile

Da Pokern in Deutschland als Glücksspiel eingestuft wird, darf das Teilnahmeentgelt für Turniere nur die Veranstaltungskosten decken. Einsätze am Spieltisch erfolgen nicht in Form echten Geldes, sondern über eine Punktewertung oder durch für das jeweilige Turnier ausgegebene Spielgeld. In vielen anderen Staaten sind hohe Geldgewinne, aber auch Verluste beim Pokern möglich. Bei einer eindeutigen Anerkennung als Geschicklichkeitsspiel müssten die dort erzielten Pokergewinne versteuert werden.

Redaktionelle Anmerkung:
Auch auf der folgenden Webseite findet man weitere Informationen rund um das Thema Glücksspiel: http://www.gluecksspiel-info.de/

Foto: Comaniciu Dan – Fotolia

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