Im Gartenpool lauert unsichtbare Gefahr

Berlin – Die Sonne scheint, alle schwitzen: Wie schön wäre da eine Abkühlung, ein Pool im eigenen Garten! Was früher Luxus war, ist heute dank günstiger Angebote für viele Menschen erschwinglich.

Für teils unter 100 Euro bekommt man im Internet schon Modelle beträchtlicher Größe. Aber der Badespaß zuhause birgt gesundheitliche Risiken, wie Experten im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur schildern.

«Badewasser muss mikrobiologisch fast Trinkwasserqualität haben», sagt Dirk Bockmühl. Als Professor für Hygiene und Mikrobiologie an der Hochschule Rhein-Waal in Kleve und Autor des Buchs «Keim daheim» kennt er die Risiken privater Pools: Über die Umwelt und durch Menschen gerieten Bakterien auf natürlichem Weg ins Badewasser und könnten schnell zu einer Gefahr werden. Dem Wasser sehe man das nicht unbedingt an, selbst scheinbar sauberes Wasser kann dem Experten zufolge belastet sein.

«Umweltkeime sind wirklich überall. In Pools können sie Rahmenbedingungen vorfinden, wo sie sich wohlfühlen», erklärt Bockmühl. Es geht etwa um Kolibakterien, sogar Salmonellen wurden demnach schon im Poolwasser nachgewiesen. Auch Pseudomonaden, sogenannte Pfützenkeime, könnten über Tropfen in die heimischen Wasserbecken geraten. Darüber hatte jüngst die Zeitung «Die Welt» berichtet. Gesundheitlich sind Pseudomonaden allerdings vor allem für Immungeschwächte bedrohlich, da sie schwere Infektionen auslösen können.

Im Wasser dient Erregern organisches Material wie Blätter von Bäumen als Nahrung. Manche Bakterien wie Fäkalkeime könnten im Wasser besonders lang überleben, sagt Bockmühl. Ein vielen bekannter Ekelfaktor im Wasser – Urin – ist ihm zufolge allerdings aus mikrobiologischer Sicht unbedenklich, da er bei Gesunden steril ist. Es diene den Bakterien aber ebenfalls als Nährstoff.

Problematisch werde es vor allem dann, wenn Pools sehr lange mit Wasser befüllt im Garten stehen, erläutert Bockmühl weiter. Hier könne eine hohe Keimdichte entstehen. Das könne insbesondere Kindern, Schwangeren, Senioren und immungeschwächten Menschen gefährlich werden. Ab einer gewissen Beckengröße sei es daher wichtig, Pools mit Filtern auszurüsten oder sogar mit Chlor zu behandeln. Wer sich nicht um die Wasserqualität kümmere, riskiere krank zu werden.

Das bestätigt der Düsseldorfer Kinderarzt Hermann Josef Kahl, der sich mit dem Thema beschäftigt: «Leute, die private Pools haben, müssen besonders darauf achten, dass sie sauber sind.» Fäkalkeime könnten schnell Durchfall auslösen, wenn Wasser verschluckt werde. Und wer mit offenen Wunden baden gehe, riskiere Infektionen.

Ob Erkrankungen von Patienten in direktem Zusammenhang mit dem Baden stünden, sei allerdings schwer zu erkennen, sagt Kahl, der auch Sprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) ist. Trotzdem sieht der Mediziner einen klaren Trend: «Wir haben ein Hygieneproblem in Deutschland. Das liegt zum einen daran, dass Eltern das Thema unterschätzen, oft ist es Bequemlichkeit.» Zum anderen seien viele berufstätige Eltern einem derartigen Zeitdruck ausgesetzt, dass die Hygiene der Kinder leide.

Bei Infektionen spielten aber mehrere Faktoren eine Rolle, ergänzt Bockmühl: «Die Anwesenheit eines Mikroorganismus allein reicht nicht zur Infektion», erklärt der Biologe. Zudem seien auch die Keimdosis, der Immunstatus der Badenden sowie der Infektionsweg entscheidend.

Während zuhause jeder selbst für seinen Pool verantwortlich ist, gelten bei öffentlichen Bädern strenge Regeln. Hier kontrolliert das Gesundheitsamt nach der Bäderhygieneverordnung. Jedes Jahr gebe es Routineuntersuchungen, sagt Matthias Oloew, Sprecher der Berliner Bäderbetriebe. Ohne grünes Licht aus dem Labor dürften Freibäder nicht öffnen.

Zuhause gelten solche Vorgaben nicht. Aber Pool-Besitzer sollten angesichts möglicher Risiken auf einige Dinge achten. Wer das Wasser chlort, solle sich genau an die Herstellerangaben halten, sagt Bockmühl. Zu viel, aber auch zu wenig Chlor hält er für schlecht. Bei Kinderplanschbecken rät Bockmühl von chemischer Behandlung ganz ab: «Chlortabletten sind hier völlig unsinnig.» Das Wasser könne man stattdessen täglich tauschen und etwa zum Blumengießen nutzen.

Fotocredits: Patrick Pleul
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