Goslaer Kaiserring für David Lynch

Am 9. Oktober reiht sich der amerikanische Filmemacher und Künstler David Lynch in eine illustre Riege von wichtigen Vertretern der modernen Kunst ein – jedenfalls nach Meinung der Initiatoren des Goslaer Kaiserrings, der ihm an diesem Datum offiziell verliehen wird. Ob man mit dieser Entscheidung nicht vor allem das eigene Renommée bestätigen will, steht auf einem anderen Blatt.

Kürzlich hatte David Lynch unter dem Titel „Dark Splendor“ die erste in Deutschland stattfindende Ausstellung mit eigenen Werken im Max Ernst Museum in Brühl eröffnet. Jetzt bekommt er eine Auszeichnung verliehen, die zuvor ebenfalls schon – wenn auch posthum – der Namensgeber dieses Hauses erhalten hatte.

Der Goslaer Kaiserring wird seit 1975 von der Stadt und dem „Verein zur Förderung moderner Kunst Goslar e.V.“ an bildende Künstler der Gegenwart verliehen. Der Preis ist undotiert und somit vor allem eine Art Trophäe, die den jeweils Ausgezeichneten zu einer beachtlichen Gruppe von wichtigen Vertretern der modernen Kunst gesellt.

Erster Preisträger war Henry Moore. Ob dieser die Auszeichnung aber überhaupt annehmen würde, blieb in der Schwebe, bis Moore Goslar selber besucht und sich einen persönlichen Eindruck von der Stadt und der Ernsthaftigkeit des Anliegens gemacht hatte. Moore akzeptierte schließlich dankend und begründete damit den anhaltend guten Ruf des Preises. Zudem benannte er seine bereist zuvor entstandene Skulptur „Fallen Warrior“ zu Ehren der Stadt in „Goslaer Krieger“ um. Besser konnte es kaum laufen.

Seitdem liest sich die Liste der Preisträger wie ein Who-is-Who der zeitgenössischen Kunstgeschichte: Joseph Beuys, Georg Baselitz, Gerhard Richter, Cindy Sherman, Sigmar Polke und Matthew Barney gehören zu den Ausgezeichneten. Und demnächst also auch David Lynch.

Dass einer der international begehrtesten Kunstpreise allerdings eine Internetpräsenz hat, die so unattraktiv, altbacken, unzeitgemäß und konservativ ist, dass man seinen Augen nicht trauen mag, belegt, wie wenig die Initiatoren unabhängig von ihrer Ausrichtung auf das Kunstgeschehen im 21. Jahrhundert angekommen sind.Similar Posts: