Die neuen Möbel haben Mehr-Wert

Köln (dpa/tmn) – Ein Sofa muss mehr als ein Sofa sein. Und ein Stuhl mehr als ein Stuhl. Das ist das Motto der Möbeldesigner, die auf der Internationalen Möbelmesse IMM Cologne (noch bis 19. Januar) ihre neuesten Entwürfe präsentieren.

Sie zeigen dort, dass ein Stuhl ein ganzer Arbeitsplatz sein kann, und ein Sofa ein Regal. Mindestens aber muss ein Produkt oder das produzierende Unternehmen eine gute Geschichte erzählen können. Zum Beispiel dazu, wie nachhaltig es ist. So bekommt man eben immer mehr als einfach nur ein Möbel. Die Trends unter den IMM-Neuheiten mit Mehr-Wert im Überblick:

1. Von wegen nur ein Sofa: Die neue schicke Multifunktionalität

Multifunktionale Möbel sind eigentlich nichts Neues – mindestens die erste Wohnung vieler war so klein, dass ein Esstisch auch der Schreibtisch sein musste. Aber: Der teure Wohnraum ist für viele ein Problem geworden, die Wohnfläche wird folglich tendenziell kleiner – und damit das Bedürfnis nach multifunktionalen Möbeln größer.

Selbst die großen und stylishen Einrichter gehen dieser Entwicklung nach – und ihre Möbel sind nicht nur aus der Not heraus funktional, sondern auch schick. Die Verbindung zweier sonst getrennter Möbel kann sogar ein spannendes Designerstück mit Hinguck-Faktor sein.

Ein Beispiel ist das neue Sofasystem von Rolf Benz namens Liv. Seine Rückwand und die Armlehnen können ein offenes, schlankes Regal für Bücher und Deko sein. Und der Stuhl Cila Go von Arper bietet in einer Ausführung nicht nur Stauraum im Fußraum, er ist dank eines schwenkbaren kleinen Tischs ein ganzes kleines Büro.

«Multifunktionelle Stücke sind auch solche Möbel, die sich schnell in anderen Räumen nutzen lassen – etwa wenn Besuch kommt», erläutert Frank A. Reinhardt, Trendanalyst für den IMM-Veranstalter Koelnmesse. Besonderer Fokus der Designer scheint aktuell auf dem Hocker zu liegen – manchmal wie etwa bei Artifort mit Schleife zum Herumtragen. Der Hocker ist längst nicht mehr nur Ergänzung zur Couch, sondern komplettiert oder ersetzt gar schon den Stuhl am Esstisch.

Oder die Möbel verschwinden ganz: Floating Office zieht einen Schreibtisch per Knopfdruck hoch, wenn man ihn nicht mehr braucht. Er hat keine Tischbeine, sondern hängt an Seilen an der Decke. «Wir wollten in sehr kleinen Wohnungen jenen Raum gewinnen, den man bislang noch nicht nutzt – die Decke», erklärt Firmenvertreter Florian von Heißen. Der Schreibtisch ist ein erster Anwendungsfall, ein hochziehbarer Wäscheständer und ein Bett sind auch angedacht.

Ein anderes Beispiel: Naber zeigt auf der Messe eine Armatur, die sich um 90 Grad abkippen und damit ins Spülbecken versenken lässt. Darüber kommt ein Holzbrett, und schon wird die Spüle als Arbeitsfläche nutzbar.

2. Von wegen eintönig: Der neue Fokus auf eine Farbfamilie

Die Zeiten der harten, knallbunten Farbkontraste sind vorbei. «Man sieht zwar an den Ständen auch einige Produkte in mehreren Farben nebeneinander stehen, aber davon auszugehen, die Messe ist bunt, ist falsch», erklärt der Trendanalyst Frank A. Reinhardt.

Vielmehr werden statt kontrastreicher Kombinationen Ton-in-Ton-Kombinationen aus einer Farbfamilie genutzt. So trifft häufig das sanftgraue Sofa auf dunkelgraue Sessel, kombiniert mit noch mal andersgrauen Kissen. Langweilig? Keineswegs – die leichte Nuancenveränderung bringt Spannung in die Optik.

Zwar sind die neuen Farben vornehmlich dezent und natürlich, vor allem die erdigen Brauntöne wie Ocker und Beige sieht man oft. Aber es geht auch farbiger: Auf der Messe sieht man sonnengelbe Kissen auf einem nur minimal abschattierten gelben Sofa, Rostrot findet sich bei Korallenrot und zartes Blau angelehnt an das royalblaue Familienmitglied.

3. Von wegen nur ein Leben: Dauerhafte Materialien

«Im Möbelbereich geht es nicht mehr darum, wie hochwertig ein Möbel ist, sondern wie langlebig», sagte der Designer Luca Nicetto bei der Präsentation seines neuen Sofas für Rolf Benz. Denn auch diese Nachhaltigkeit ist ein Schritt zu mehr Umweltschutz, das ebenfalls ganz große Thema der Möbelbranche.

Zwar hat das eine – die Hochwertigkeit – Auswirkung auf das andere – die Langlebigkeit, weshalb viele Firmen verstärkt die Qualität ihrer Möbel betonen. Es geht aber auch darum, Materialien einzusetzen, die zum Beispiel ein langes Leben dank Recycling erwartet. Ein Beispiel dafür ist eine neue Matratze der Euro Comfort Group, die aus dem Material alter PET-Flaschen gefertigt wird.

4. Von wegen nur Holz: Natur kommt sinnbildlich in den Wohnraum

Holzmöbel sind hoch im Kurs – noch mehr als schon in den vergangenen Jahren setzen Designer darauf. Aber da geht noch mehr: Hartmann zum Beispiel lässt die Rinde am Holz für das Regal dran. Und bald schon soll jeder Kunde, der ein Produkt kauft, GPS-Koordinaten von dem Ort erhalten, wo der Ersatzbaum für das verwendete Material gepflanzt wurde.

Ebenfalls Rinde und Moos verarbeitet die Freund GmbH zu Leuchten, Tonon hat mit Flower Design von Martin Ballendat einen Stuhl in Blütenform im Programm. Und auch sonst ist florales Muster hoch im Kurs, berichtet Trendanalyst Frank A. Reinhardt.

5. Von wegen nur fürs Wohnzimmer: Einrichter gestalten Balkone

Auf den Balkonen finden sich immer hochwertigere und schickere Möbel wieder. Das geschieht so schon seit einer Weile, ganz leise und in kleinen Schritten haben aber inzwischen eine Vielzahl an Einrichtern der klassischen Wohnräume im Haus angefangen, auch noch Gartenmöbel zu produzieren.

Viele Indoorlabel machen das inzwischen zusätzlich, um ein komplettes Programm anbieten zu können, erklärt Christoph Kahleyss. So können die Stammkunden einer Linie treu bleiben – drinnen wie draußen. Kahleyss ist Designer für das Label Firma Freifrau – deren eigentlich fürs Haus gedachte Schaukel gibt es jetzt auch fürs Aufhängen unter dem großen Baum im Garten.

Fotocredits: Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Arper,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert,Franziska Gabbert

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(dpa)