Demografischer Wandel: Ausländische Arbeitskräfte werden für den Arbeitsmarkt immer wichtiger

Von den knapp 35 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland sind mehr als acht Millionen mindestens 55 Jahre alt oder älter. Die meisten von ihnen werden voraussichtlich in den nächsten zehn bis zwölf Jahren in Rente gehen.
Noch nie war der Anteil altersbedingter Renteneintritte so hoch. Ausländische Arbeitskräfte werden deshalb für den deutschen Arbeitsmarkt wichtiger denn je – vor allem in den ostdeutschen Regionen.
Arbeitskräftemangel auf dem Land
Die Auswirkungen des demografischen Wandels unterscheiden sich je nach Region und Qualifikationsniveau der beruflichen Tätigkeiten. Deshalb wird die zukünftige Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte – insbesondere in Ostdeutschland – von großer Bedeutung sein. In Ost- wie Westdeutschland werden vor allem außerhalb der Großstädte Engpässe am Arbeitsmarkt erwartet. Das zeigt ein aktueller Kurzbericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Die Boomergeneration geht in Rente
Die sogenannten Babyboomer – also die in den geburtenstarken Jahrgängen zwischen Ende der 1950er- und Ende der 1960er-Jahre Geborenen – sind heute 55 Jahre oder älter und werden in den kommenden zehn Jahren größtenteils aus dem Erwerbsleben ausscheiden, sofern sie es nicht bereits getan haben. Im Juni 2024 waren noch 8,5 Millionen von ihnen sozialversicherungspflichtig beschäftigt.
Über viele Jahre stellten sie die größte Altersgruppe, keine Generation wies davor oder danach in Deutschland so hohe Geburtenzahlen auf. Ihr Ausscheiden wird eine erhebliche Lücke hinterlassen und den bereits bestehenden Arbeitskräftemangel weiter verschärfen.
Das hat Folgen: Im Jahr 2024 kamen in Westdeutschland auf 100 ältere Beschäftigte im Alter zwischen 58 und 62 Jahren 95 Jüngere im Alter von 28 und 32 Jahren. In den neuen Bundesländern waren es sogar nur 68 in der jüngeren Altersgruppe. In Westdeutschland ist laut den Expertinnen und Experten vom IAB die Relation von jüngeren zu älteren Beschäftigten zwar günstiger, aber auch dort wird es nicht vollständig gelingen, die altersbedingten Abgänge vollständig durch Jüngere zu kompensieren.
Hoffen auf Werktätige aus dem Ausland
Die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte könnte diese demografische Krise zumindest teilweise vermindern. Allerdings unterscheidet sich die Situation je nach Region und Qualifikationsniveau erheblich.
Generell nimmt die Bedeutung von Beschäftigten mit ausländischer Staatsangehörigkeit für das Beschäftigungswachstum jedoch stetig zu. Sie spielen eine immer größere Rolle dabei, den bereits einsetzenden demografisch bedingten Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials auszugleichen.
Sie leisten einen wichtigen Beitrag, den realen demografisch bedingten Rückgang von Arbeitskräften zu kompensieren. Von 2015 bis zum Jahr 2024 wuchs die Anzahl ausländischer Beschäftigter aller Art bereits stark an. So waren im Juni 2024 etwa zwei Millionen Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft auf Helferniveau beschäftigt, und etwa 3,5 Millionen auf Fachkräfteniveau.
Zuwanderung noch zu gering
Besonders bei einfachen Helfertätigkeiten wird mittlerweile fast ausschließlich auf ausländische Beschäftigte zurückgegriffen, wie die IAB-Forscherinnen und Forscher herausfanden.
Allerdings ist die Zuwanderung aus beruflichen Gründen laut IAB-Bericht bisher zu gering, um die Personallücken langfristig zu schließen. Besonders in den ostdeutschen Regionen jenseits der Metropolen wäre das Kompensationspotenzial ausländischer Beschäftigter besonders wichtig, um den dortigen Arbeitskräftemangel signifikant abzufedern.
Bildnachweis: Pixabay, 8499942, This_is_EngineeringSimilar Posts:
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