Kaugummi-Mythen auf dem Prüfstand

Berlin/Bremen – Das erste Kaugummi-Patent gibt es schon seit 150 Jahren. Seit dem weltweiten Siegeszug der klebrigen Masse ranken sich wilde Theorien darum, was Kaugummis mit dem Körper machen.

Müssen Dauerkauer etwa Karies, einen Blähbauch oder gar richtig dicke Kiefermuskeln befürchten? Was ist wirklich an den Mythen dran? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Kann Kaugummikauen das Zähneputzen ersetzen?

«Ein deutliches Nein», sagt Prof. Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer. Kaugummikauen kann die Mundhygiene aber unterstützen, weil die Produktion von Speichel angeregt wird. Beim Verspeisen kohlenhydratreicher Lebensmittel wandeln Bakterien Zucker in Säuren um. Diese lösen Mineralien aus dem Zahnschmelz heraus und begünstigen so die Entstehung von Karies.

Laut Oesterreich hilft der Speichelfluss dabei, Zähne etwa nach dem Essen zu reparieren, indem er den Mineralverlust ausgleicht. Speichel besitzt zudem eine antibakterielle Wirkung und neutralisiert den durch die Säuren entstandenen sauren pH-Wert in der Mundhöhle.

Auch Hans-Michael Mühlenfeld sagt, dass Kaugummikauen das Zähneputzen nicht ersetzen kann. «Allerdings ist das Kauen zuckerfreier Kaugummis durchaus geeignet, Speisereste aus Zahnzwischenräumen zu entfernen», erklärt der Vorsitzende des Bremer Hausärzteverbandes. Damit sei eine Vorreinigung möglich.

Haben Kaugummis eine abführende Wirkung?

Auf Verpackungen findet man oft den Hinweis, dass Kaugummis bei übermäßigem Verzehr abführend wirken können. «Viele Kaugummis enthalten Zuckerersatzstoffe wie zum Beispiel Sorbit, diese haben eine abführende Wirkung», sagt Mühlenfeld. Daher könne ein solcher Effekt nach mehr als fünf bis sieben Kaugummis durchaus eintreten. Deshalb gilt: innerhalb kürzerer Zeit nicht zu viele Kaugummis kauen.

Bekommt man vom Kaugummikauen ausgeprägte Kiefermuskeln?

Grundsätzlich stärkt jede Kaubewegung die Kiefermuskulatur, wie Zahnarzt Oesterreich erklärt. Zu sichtbaren Effekten wie deutlich ausgeprägten Kiefermuskeln führe das aber nur in extremen Fällen, etwa wenn jemand jeden Tag stundenlang Kaugummi kaut.

Verursachen Kaugummis Karies?

«Bei den heute im Handel erhältlichen zuckerfreien Kaugummis besteht die Gefahr nicht», sagt Oesterreich. Der in Kaugummis häufig verwendete Zuckeraustauschstoff Xylit etwa könne nicht von Bakterien zu Säuren verarbeitet werden, die Mineralien aus dem Zahnschmelz herauslösen. Nach Ansicht des Zahnarztes kann man daher ausschließen, dass sie Karies verursachen. Welche Süßstoffe im Kaugummi enthalten sind, kann man mit einem Blick auf die Inhaltsstoffe erkennen.

Reduziert Kaugummikauen das Hungergefühl?

Nein, das Gegenteil sei eher der Fall, sagt Mühlenfeld. «Durch das Kauen wird ja dem Körper signalisiert: «Da kommt gleich etwas», was dann aber nicht kommt.» Dieser Effekt tritt aber nicht sofort auf: Kaugummikauen könne zeitweise das Hungergefühl verringern, erklärt Oesterreich. Anschließend komme es aber verstärkt wieder.

Ist das Herunterschlucken von Kaugummis schädlich?

Seines Wissens nicht, sagt Hausarzt Mühlenfeld. Allerdings sollte man nicht verdauliche Stoffe eben nicht herunterschlucken. «Ein Kaugummi per se ist nicht schädlich», bestätigt auch Oesterreich. Das hänge allerdings von der Menge ab. «Keiner muss sich Sorgen machen, wenn er mal aus Versehen einen Kaugummi verschluckt.» Einen Arzt aufsuchen müsse man deswegen nicht, so der Zahnarzt.

Fördert Kaugummikauen die Konzentration?

Jedes Kauen, also auch Kaugummikauen, regt die Durchblutung des Gehirns an. Das könne die Gehirnaktivität und somit die Konzentration fördern, so Oesterreich.

Verursacht Kaugummikauen einen Blähbauch?

Nicht zwangsläufig. Aber wenn man beim Kauen viel Luft verschluckt, sei dies denkbar, sagt Mühlenfeld.

Fotocredits: Zacharie Scheurer,Zacharie Scheurer,Zacharie Scheurer
(dpa/tmn)

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(dpa)