Helfende Handgriffe: Impulse zur Selbstheilung

Berlin (dpa/tmn) – Aufrichten fällt schwer, Bücken geht gar nicht. Außerdem tut es im unteren Rücken höllisch weh. Derartige Beschwerden deuten oft auf einen Hexenschuss hin. Lindern lassen sich solche Symptome in vielen Fällen durch Chirotherapie.

Die Hände des Behandlers gleiten dabei entlang der Wirbelsäule des Patienten. So ertastet er, ob und wo es blockierte oder fehlgestellte Gelenke oder verhärtete Muskeln gibt. Ist dies der Fall, bringt er die Partie wieder in die richtige Stellung. Dies geschieht durch mal mehr, mal weniger kräftiges Dehnen, Massieren, Kneten und Drücken.

Rücken- und Kopfschmerzen, Verspannungen, Bandscheibenvorfälle, aber auch Tennisarm oder Knie- und Hüftarthrosen – das sind Beschwerden, die Chirotherapeuten in aller Regel behandeln. «Wichtig ist, sich mit einem Röntgenbild oder Computertomographie-Aufnahmen über die Beschaffenheit der Gelenke genau zu informieren», sagt der Essener Orthopäde und Chirotherapeut Ramin Nazemi.

Neben Chirotherapeuten – das sind Ärzte mit entsprechender Zusatzausbildung – gibt es auch Chiropraktiker. Bei ihnen handelt es sich um Heilpraktiker mit chiropraktischer Ausbildung. Nach Angaben des Berliner Chiropraktikers Kristian Kittl werden keine Symptome, sondern Ursachen behandelt. Die Aufgabe eines Chiropraktikers bestehe im Suchen, Auffinden und Beseitigen von Nervenstörungen. Ein Chiropraktiker heile nicht, er setze einen Impuls zur Selbstheilung. Zu den Methoden gehören unter anderem Mobilisation und Manipulation wie etwa Rotieren. Dabei werden Gelenke und Gewebe minimal bewegt.

Vor allem bei Problemen im Bereich der Halswirbelsäule ist allergrößte Vorsicht angesagt. «Ruckartige Manipulationen in diesem Bereich sind riskant und sollten ausbleiben», erklärt Kittl. Das sieht der Kölner Neurologe Prof. Gereon Nelles ebenso. «Bei starkem Rotieren an der Halswirbelsäule besteht die große Gefahr, dass es zu einem Einreißen von einer der vier Arterien im Hals kommt, die das Gehirn mit Blut versorgen.» Nelles ist Vorstandsmitglied beim Berufsverband Deutscher Nervenärzte und bei der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Dann kann das Blut nicht mehr ungehindert zum Gehirn fließen – ein Schlaganfall ist wahrscheinlich.

Wie viele Behandlungen bei einem Chiropraktiker nötig sind, ist unterschiedlich. «Mit ein bis zwei Sitzungen ist dies in der Regel nicht getan», erklärt Kittl. Es kann Monate, manchmal Jahre dauern, bis der Körper etwa Haltungsmuster und -schäden korrigiert.

Wer auf der Suche nach einem seriösen Chiropraktiker ist, kann sich an Berufsverbände wie den Bund deutscher Chiropraktiker (BDC) oder die Deutsch-Amerikanische Gesellschaft für Chiropraktik (DAGC) wenden. Interessenten sollten darauf achten, dass der Chiropraktiker eine fundierte Ausbildung und den Titel «Master of Science in Chiropraktik» durch die Chiropraktik Akademie (CPA) erworben hat.

Die Preise variieren. Eine Sitzung kann etwa 50 Euro kosten, aber auch teurer sein. Chiropraktische oder chirotherapeutische Behandlungen gehören nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), erklärt Ann Marini, stellvertretende Pressesprecherin des GKV-Spitzenverbands. «Im Einzelfall ist aber nicht ausgeschlossen, dass die Kasse eventuell doch auf freiwilliger Basis zahlt. Deshalb sollten sich Versicherte erkundigen.»









Fotocredits: Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke,Andrea Warnecke

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(dpa)