Umberto Eco: Der Friedhof in Prag

Verschwörungstheorien haben den bekanntesten Semiotiker der Gegenwart schon immer interessiert – allerdings nicht, weil er an sie glaubt, sondern weil sie eine bestimmte Geisteshaltung der Welt gegenüber widerspiegeln. In seinem neuesten Roman „Der Friedhof in Prag“ widmet er sich einer der folgenreichsten Fälschungen überhaupt.

Die sogenannten „Protokolle der Weisen von Zion“ dienten schon so manchem Antisemiten als Argument für den absurden Mythos einer jüdischen Weltverschwörung. Dass die Papiere nachgewiesenermaßen Fälschungen sind und man das auch nicht erst seit Kurzem weiß, spielt für die Demagogen dabei selbstverständlich keine Rolle. Umberto Eco hat sich des Themas jetzt auf literarische Weise angenommen.

Wie so oft spinnt er dabei ein Netz aus historischen Fakten und abenteuerlichen Fiktionen, die nur der informierte Leser auseinanderhalten kann. Schon in seinem Erstling „Der Name der Rose“ nutzte er diese Strategie, und in „Das Foucaultsche Pendel“ diente sie ihm gar dazu, den Freimaurern die vermeintliche Steuerung des Weltgeschehens zuzuordnen.

In „Der Friedhof in Prag“ dreht sich alles um den fiktiven Fälscher Simone Simonini, der im 19. Jahrhundert zum Urheber besagter Protokolle wird und aus Sicht des Autors von Anfang an eine der unsympathischsten Figuren der Literaturgeschichte sein sollte. Zugleich höre hier aber auch bereits die Spekulation auf, denn alle anderen Gestalten und Ereignisse des Roman, so Eco, seien historisch verbürgt.

Derzeit ist der Autor auf Lesereise in Deutschland und Österreich. Alle Termine lassen sich auf seiner offiziellen Homepage einsehen.

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Umberto Eco: Der Friedhof in Prag
528 Seiten mit zahlreichen Abbildungen
ISBN: 978-3-446-23736-0
26,00 EuroSimilar Posts:

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