Pippi Langstrumpf und der Negerkönig: Rassismus bei Astrid Lindgren?

Übereifer ist vor allem im Rahmen sogenannter Political Correctness nicht immer sinnvoll. Die Grenze des Absurden streift gerade eine Diskussion um eine Formulierung in Astrid Lindgrens beliebten Kindergeschichten. Dass Pippi Langstrumpf ihren Vater „Negerkönig“ nennt, stößt im Bonner Integrationsrat auf Widerstand.

Gerade erst sorgte eine Diskussion in den USA hierzulande für Kopfschütteln. Ein Literaturprofessor hatte beschlossen, in einer von ihm besorgten Ausgabe der „Abenteuer von Tom Sawyer“ den „Nigger Jim“ in den „Sklaven Jim“ zu verwandeln. Jetzt macht eine ähnliche Diskussion auch in Deutschland die Runde. Anstelle von Mark Twain geht es allerdings um Astrid Lindgren.

Kaisa Ilunge, Mitglied des Bonner Integrationsrates, hat ein Problem mit Pippi Langstrumpf. Die nämlich wird von ihrer Autorin gerne mal als „Negerprinzessin“ und ihr Vater als „Negerkönig“ bezeichnet. Für den deutschen Oetinger-Verlag ist das kein Thema, denn als Lindgren ihre Heldin erfand, „war in Skandinavien das Wort ‚Neger‘ die übliche Bezeichnung für Menschen mit schwarzer Hautfarbe“. So das offizielle Statement.

2009 waren die Begriffe „Neger“ und „Zigeuner“ ohnehin aus allen Ausgaben des Verlags gestrichen worden. Aus dem „Negerkönig“ wurde der „Südseekönig“ – eine Entscheidung, die der Autorin kaum gefallen hätte, denn zu Lebzeiten war sie vehement gegen jegliche Änderungen ihrer Bücher. Wo also liegt jetzt immer noch das Problem, muss man sich fragen.

Ilunga hat sich offenbar in der Bonner Stadtbibliothek umgetan. Dort nämlich sind weiterhin 70 alte Versionen zu finden, die er jetzt ausgetauscht sehen will. Auch an mehreren Schulen würden die betreffenden Auflagen noch genutzt. Die Stadt will seinem Antrag nachkommen.

Einen Schritt weiter noch geht Wolfgang Benz, Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin. „Kolonialrassismus und weiße Dominanz“ herrsche bei Astrid Lindgrens Heldin vor, sagte er jüngst gegenüber der dpa. Er empfiehlt allerdings keine Zensur, sondern rät dazu, derartige Fragwürdigkeiten mit den Kindern zu diskutieren.Similar Posts:

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