Marina Abramovic: die Großmutter der Performancekunst

Autoagressive Aktionen als Kunstform: Die 1946 geborene serbische Performance-Künstlerin Marina Abramovic setzt seit Anfang der 1970er Jahre immer wieder Meilensteine mit ihrer Art der künstlerischen Darbietung.

Obwohl ihre Auftritte teilweise umstritten sind, wurden einige ihrer Arbeiten aus den vergangenen 30 Jahren mit zahlreichen renommierten Auszeichnungen auf internationalem Parkett honoriert.


Heute hier – morgen dort: Bühnen an vielen Orten der Welt

Nachdem Marina Abramovic in Belgrad ein klassisches Studium der Malerei absolviert hatte, veröffentlichte sie Texte und Zeichnungen. Ab 1973 startete sie ihre zunächst körperbezogene Performance-Arbeit. Novi Sad (Serbien), Amsterdam, Berlin, Hamburg, irgendwo in Tibet und zuletzt Manhattan – in direkter Nachbarschaft zum Ground Zero – sind nur einige ihrer Wohn- und Arbeitsdomizile.

Mit spektakulären, teilweise recht blutigen Performance-Darbietungen erregte die heute 66-jährige Künstlerin in den 70er Jahren öffentliches Interesse. So beispielsweise 1974 in Neapel im Rahmen der Performance „Rhythm 0“: Hier setze die Performerin sich extremer Verletzungsgefahr aus, indem sie das Publikum Gegenstände wie Scheren, Messer, Ketten oder geladene Waffen an sich ausprobieren ließ.

Immer wieder sind starke Verklammerungen zwischen Privatleben und beruflichem Wirken sichtbar: So beispielsweise vollzog sich die Trennung zwischen Marina Abramovic und ihrem langjährigen Lebenspartner, dem deutschen Performance-Künstler Ulay (Pseudonym für Frank Uwe Laysiepen), in 1988 während der dreimonatigen Performance „The Lovers“ auf der chinesischen Mauer.

„The Artist is present“ – ein Film gibt Antworten

Die Performance-Kunst von Marina Abramovic erscheint in vielerlei Hinsicht erklärungsbedürftig. Welche persönlichen Motive lassen die Künstlerin agieren und was möchte sie beim Publikum bewirken? Der in 2012 in den USA entstandene Kinofilm dokumentiert einige Stationen im Leben der Performerin und geht auch auf kunstwissenschaftliche Fragestellungen ein: Ist ein spezieller Performance-Act ein einmalig präsentiertes künstlerisches Format? Sollte der Performer selbst oder ein anderer Performer einen Performance-Act wiederholen?
Letzteres beantwortet sich auch aus der Historie selbst: Marina Abramovic hat einige ihrer Performances selbst wiederholt. Auch Wiederholungen durch andere Künstler, beispielsweise Joseph Beuys, haben stattgefunden.

Wieviel Gewalt ist künstlerisch vertretbar?

Anders gefragt: Betrachtet man eine Performance als Kunstform, so lässt sich über Ästhetik zwar streiten, über die Vorbildfunktion einer Person von öffentlichem Interesse indes nicht. Marina Abramovic war auch als Hochschul-Professorin tätig. Im Zusammenhang mit jugendlicher Autoaggression, beispielsweise dem „Ritzen“ von Körperteilen, erscheinen einige ihrer Arbeiten sehr bedenklich.
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