Wohin sich junge Demenzkranke wenden können

Berlin – Mit 30 oder 40 Jahren dement werden – damit rechnet niemand. Doch auch junge Menschen erkranken, wenn auch seltener.

Ursache für eine Demenz, die vor dem 65. Lebensjahr beginnt, können verschiedene Krankheiten sein, erklärt Michael Lorrain, Vorstandsvorsitzender der Alzheimer Forschung Initiative Deutschland.

Die Symptome fallen bei
Jüngeren häufig früh auf – doch die Diagnose gestaltet sich langwierig. Zunächst fällt es zum Beispiel schwerer, sich im Job durchzusetzen, man ist unaufmerksam oder zunehmend orientierungslos. Manche denken denn erstmal an ein Burn-out. Bis die Diagnose Demenzerkrankung im Raum steht, können Monate vergehen.

Erst dann kann sich die Familie mit den Folgen beschäftigen. Denn erkrankt zum Beispiel der Hauptverdiener früh, steht die Familie vor massiven finanziellen Problemen. Sofort aus dem Beruf raus muss man mit
Demenz allerdings nicht immer.

Manche Betroffene können zunächst weiterarbeiten, eventuell in Teilzeit oder einer einfacheren Tätigkeit. Ist das nicht mehr möglich, sei es sinnvoll, sich krankschreiben zu lassen, sagt Susanna Saxl von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. 78 Wochen können Arbeitnehmer maximal Krankengeld beziehen. Danach müssen sie in der Regel berufsunfähig in Rente gehen.

Nach Einstufung in einen Pflegegrad stehen Betroffenen zwar Pflegegeld und weitere Leistungen zu, sie können ein ausfallendes Gehalt aber nicht ersetzen. Informationen zu Entlastungsangeboten für Angehörige sowie zu finanziellen und rechtlichen Regelungen erhalten betroffene Familien beim Alzheimer-Telefon. Außerdem gibt es Beratungsstellen, unter anderem von den Wohlfahrtsverbänden.

Sowohl für den Ehepartner als auch die Kinder kann es schwierig sein, zu verstehen, wie sich ein Familienmitglied durch Demenz verändert. Eltern sollten Kindern von Anfang an offen und altersangemessen erklären, was mit dem erkrankten Elternteil geschieht. Manchen Kindern hilft es, mit einer Vertrauensperson außerhalb der Familie zu sprechen. Manchmal kann auch die Hilfe eines Psychologen sinnvoll sein. Auch der nicht erkrankte Partner ist gut damit beraten, sich Unterstützung zu suchen.

Vor Probleme stellt
Familien auch die Versorgung des Erkrankten: «Man kann 40-Jährige nicht ins Altenheim schicken», sagt Johannes Levin vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE). Um eine zumindest annehmbare Lösung zu finden, wenden Betroffene und Angehörige sich am besten an eine Beratungsstelle.

Was sich nicht von einer Erkrankung im höheren Lebensalter unterscheidet, sind die Aussichten: Im Durchschnitt leben Betroffene nach Auftreten der ersten Symptome noch etwa acht bis zehn Jahre. Ärzte können versuchen, die Krankheit durch die Gabe von Antidementiva aufzuhalten und die Lebensqualität der Betroffenen so lange wie möglich zu erhalten. Heilen können sie Demenz bisher nicht.

Wer allerdings nicht gerade das seltene Alzheimer-Gen in sich trägt, kann der Krankheit zumindest ein Stück weit vorbeugen, sagt Neurologe Lorrain. «Was dem Herz guttut, tut auch dem Hirn gut.» Untersuchungen ließen den Schluss zu, dass Bewegung, ein niedriger Cholesterinwert, ein normales Gewicht und eine mediterrane Kost das Risiko senken, an Demenz zu erkranken.

Service:

Das Alzheimer-Telefon der Deutschen Alzheimer Gesellschaft hat die Nummer 030/259 37 95 14. Beratungszeiten sind montags bis donnerstags von 9.00 bis 18.00 Uhr sowie freitags von 9.00 bis 15.00 Uhr.

Fotocredits: Andrea Warnecke,Katja Bilo,Fabian De Salvo
(dpa/tmn)

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(dpa)